Gehaltsverhandlung Arbeitnehmer

Tipps zur Gehaltserhöhung in 2022 – ein Artikel von Hans-Jürgen Sylvester: Es wird alles teurer, die Kinder kosten zunehmend mehr, es wird für den Urlaub oder ein neues Auto gespart. Fazit, du möchtest mehr Gehalt! Spreche mit deinem Chef oder deiner direkten Führungskraft, diese sind immer der richtige Ansprechpartner. Warte auf den richtigen Moment und dann führe dein Gespräch immer unter vier Augen mit dem klaren Ziel: gutes Geld für gute Arbeit. Doch wie geht man bei einer gut geführten Gehaltsverhandlung vor? Was ist zu beachten? Hier findest du die relevanten Tipps: Spreche immer zuallererst mit deiner direkten Führungskraft, – diese muss hinter dir stehen und sollte am besten wissen, warum du eine Gehaltserhöhung verdient hast. Egal, ob Strom-, Gas- oder Telefonanbieter keiner kommt zu einem langjährigen Kunden und senkt den Preis. So ähnlich ist es auch beim Arbeitgeber. Werde „AKTIV“!

Wann am besten ins Gespräch zur Gehaltserhöhung?

Der beste Zeitraum ist immer im Frühjahr oder Sommer ansonsten:

  • Nach der Probezeit.
  • Zwischen zwei befristeten Arbeitsverträgen.
  • Beim Übergang eines befristeten in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis.
  • Bei einem Tätigkeitswechsel.
  • Bei einer internen Versetzung.
  • Beim jährlichen Mitarbeitergespräch.

Dieses bedarf jedoch einer guten Vorbereitung. Schnell sitzt man in der Steuerfalle. Das Bruttoeinkommen steigt, beim Netto kommt kaum etwas raus. Dem gilt es vorzubeugen.

Wie die Steuerfalle vorbeugen?

Frage zunächst über die Zufriedenheit deiner Führungskraft mit deiner Arbeitsleistung und stelle im Gespräch vor, was du seit der letzten Gehaltserhöhung besonders gut geleistet hast. Es gilt wie bei einem Tagebuch, einem Einkaufszettel oder einer anderen Notiz Punkt für Punkt abzuarbeiten und letztlich durch Argumente zu überzeugen.

Stelle dir selbst folgende Fragen und schreibe dir die Antworten auf:

  • Was kann ich besonders gut?
  • Worin liegt meine persönliche Leistung?
  • Habe ich ganz besondere Aufgaben gut gemeistert?
  • Was habe ich Besonderes für das Team geleistet?
  • Wie bin ich im Umgang mit anderen Menschen im Arbeitsalltag?
  • Hat der Betrieb / das Unternehmen durch mich Einsparungen oder Gewinne erzielt?
  • Wann war die letzte Gehaltserhöhung?
  • Warum sollte es meinem Arbeitgeber wert sein?

Warum mehr Gehalt?

Du möchtest mehr Gehalt für deine Gute, ggf. bessere Arbeitsleistung, also ein Tauschgeschäft. Arbeitsqualität, -güte, Arbeitsmenge und damit einhergehende Berufserfahrung und Kompetenz sind deine Argumente.

Was soll ich fordern?

Ja, was möchtest du fordern? Was ist eine angemessene Gehaltserhöhung? Kennst du deinen Marktwert? Meistens nein. Deine Kolleginnen oder Kollegen kannst du auch nicht fragen, das verbieten die meisten Arbeitsverträge. Deshalb beschaffe dir zuerst allgemein zugängliche Informationen, ein Beispiel findest du hier unter gehalt.de.

Mache eine Internetrecherche, tausche dich in sozialen Netzwerken und Foren anonym (!) über Gehälter aus, führe Gespräche mit Bekannten und (echten) Freunden. Wichtig ist, vertraue nie auf nur einen Wert! Ein sehr guter Gehaltsvergleichsrechner ist gehalt.de (Affiliate muss noch gesetzt werden)

Dein Ziel: Ausgehend vom eigenen Gehalt ein für die Zukunft angemessenes an deine Leistung orientiertes Einkommen zu erhalten, welches Arbeitszufriedenheit und Motivation ermöglicht.

Weshalb jetzt?

  • Spätestens nach zwei Jahren sollte man sich fragen, ob und inwieweit das heutige Gehalt noch angemessen ist. Allein die durchschnittliche Inflation liegt bei etwa 2 Prozent und wirkt sich pro Arbeitsjahr negativ aus. Eine regelmäßige Erhöhung des Einkommens ist daher unerlässlich, um allein die Inflationsrate auszugleichen.
  • Allein dafür lohnt es sich, eine Gehaltsverhandlung zu führen. Oft werden rund drei bis zehn Prozent Gehaltserhöhung pro Verhandlung (im empfohlenen Abstand von etwa 24 Monaten) gefordert. Zehn bis 15 Prozent sind drin, wenn Sie in eine (höhere) Führungsposition aufsteigen.
  • Unser Tipp: Bestimme deinen Marktwert zum Beispiel: 5 Prozent Gehaltserhöhung (Brutto). Dann benenne einen exakten Betrag: 285 oder 385 Euro. Dies wirkt professionell und kommt auf den Punkt. Lege zur Sicherheit für eine mögliche Verhandlung auch eine Untergrenze fest: 185 oder 285 Euro.
  • Aus jeder Steuertabelle lässt sich dann entnehmen, was das Netto für dich ausmacht, hier eine Option zum Nachschauen.

Ab jetzt kommt es auf dein Verhandlungsgeschick an. Selbst bei einem Tarifvertrag gibt es Verhandlungsspielräume. Warum die sogenannten Sonderzahlungen und geldwerte Vorteile sind verhandelbar.

Und jetzt, wie geht es weiter?

Mache einen Probelauf! Ob Freund, Freundin, Ehemann, Ehefrau oder dem Spiegel! Starte einen Probelauf. Führe ein Testgespräch mit wem auch immer!

Je besser deine Argumente sitzen, je sicherer du dich fühlen, desto besser läuft das Gespräch mit deiner Chefin / deinem Chef!

Na, bist du sicher? Dann nehme so bald als möglich allen Mut zusammen, passe den richtigen Moment ab und starte durch. Suche das Vier-Augen-Gespräch mit deiner Führungskraft.

Ob das demnächst anstehende Feedback- oder das nächste Mitarbeitergespräch, egal. Starte gut vorbereitet durch und gehe das Anliegen „Gehaltserhöhung“ an.

Hier die Schrittfolge:

  1. Mit der Frage „was führt Sie zu mir“ eröffnen viele Vorgesetzte ein von Mitarbeiterin oder Mitarbeiter gewünschtes Gespräch.
  2. Bitte um Feedback zu deiner Arbeitsleistung der letzten 2 Jahre und höre genau zu, mache, wenn möglich Notizen.
  3. Nach den Ausführungen der Führungskraft nutzte die Gelegenheit, deine Sicht der Dinge vorzutragen, ggf. Dinge zu ergänzen und deine Sichtweisen einzubringen.
  4. Wichtig ist alles, was du im Vorfeld überlegt hast, kannst du jetzt anbringen. Je anerkennend sich das Gespräch entwickelt, je mehr Anerkennungen zu deinen Leistungen beim Feedback rüberkommen, je mehr Zustimmung du im Hinblick auf deine Argumente erhältst, desto positiver entwickelt sich die Möglichkeit für eine Gehaltsverhandlung.
  5. Falle nie mit der Tür ins Haus, aber Small Talk allein führt auch nicht zu einem Ergebnis.
  6. Führungskräfte sind in aller Regel erfahren und können einschätzen, was auf Sie zukommt.
  7. Von daher gilt;
    1) Sorge mit für eine positive Gesprächsatmosphäre (Offene Haltung, ein Lächeln)
    2) Leite das Gespräch auf eine Leistungseinschätzung deiner Person hin
    3) Sei vorbereitet, dass die Führungskraft diese Frage an dich zurückgibt
    4) Sprich gut vorbereitet über deine Leistungen und das, was du noch für den Betrieb/ die Firma leisten möchtest
    5) Reagiere auf Kritik nicht ungehalten, sondern nehme sie angemessene Kritik einfach demütig an, ohne deshalb dein Ziel aus den Augen zu verlieren
    6) Verfüge über gerechtfertigte Gegenargumente, so bringst du diese freundlich und angemessen an, vergleiche nie deine Leistung mit der eines Kollegen / einer Kollegin, sondern argumentiere immer inhaltlich über deine Leistungen
    7) Verzichte auf Hinweise zu deinen Lebensverhältnissen wie „der Hauskredit drückt“ oder “ich kann mir nicht mal einen Urlaub leisten“
    8) Trete stattdessen mit einem angemessenen Selbstbewusstsein auf, mache deutlich, dass der Betrieb/ das Unternehmen von dir etwas hat
    9) Bringe deine Argumentation für eine Erhöhung zum Ende des Gespräches rüber, fasse die positivsten Gesprächsergebnisse/ Argumente für eine Gehaltserhöhung nochmal zusammen und stellen deine Gehaltsforderung
    Hier ein Beispiel: Ich halte eine Gehaltserhöhung in Höhe von 285 Euro für angemessen, das sind etwa 5 Prozent, halten Sie das auch für angemessen?
    10) Hat alles geklappt und deine Führungskraft will sich kümmern, dann ist der erste Schritt getan, eine echt erfolgreiche Gehaltsverhandlung ist das jedoch noch nicht.

Es gilt in der heutigen Zeit viele Dinge zu bedenken: Eine Brutto-Gehaltserhöhung muss nicht zum gewünschten „Netto-Gehalt“ führen.

Es gibt jedoch eine Vielzahl steuerlicher Möglichkeiten, die dein Betrieb / dein Unternehmen nutzen kann, um für dich „Netto“ etwas Gutes zu tun.

Es gibt einige Optionen, die für dich „Netto“-Wirkung erzielt, es geht um das Thema Gehaltsumwandlung. Bevor ein höheres Brutto nämlich zu einem niedrigeren Netto führt, besteht die Möglichkeit der Nutzung steuerlicher Vorteile.

Frage deine Führungskraft nach diesen oder ähnliche Alternativen und bedenke, solche Leistungen sind als geldwerter Vorteil zu versteuern.

Absicherung

Es gilt das Erreichte abzusichern: Wer entscheidet letztlich über die Gehaltserhöhung? Gibt es eine Gehaltsabteilung oder eine Chefin oder Chef, welcher letztendlich über eine Gehaltsanpassung zu bestimmen hat? Kläre die nächsten Schritte und die zeitliche Abfolge mit deiner Führungskraft ab.

Hier ein Beispiel: Vielen Dank, dass Sie sich meinem Wunsch nach einer Gehaltserhöhung annehmen. Wie geht das den jetzt weiter? Wann werde ich wieder von ihnen hören?

Noch ein Wort zum Abschluss:

Sofern du in diesem Gespräch mit deiner Gehaltsverhandlung nicht das gewünschte Ergebnis erzielst, geben nicht gleich auf, bedanke dich für das Gespräch und erwähne spätestens im nächsten Jahr nochmal über das Thema sprechen zu wollen.

Sollte die Gehaltsverhandlung nichts bringen, empfehlen wir Dir einen Blick, eine Jobbörse.